Die evangelische Kirche in Reichesdorf hat einige bemerkenswerte Besonderheiten, durch die sie sich von anderen in der siebenbürgischen Kirchenburglandschaft abhebt. Über eine lange Zeit wurde die Kirche von einem Mönchsorden genutzt. Zur Zeit der Reformation wurden die Mönche von den Dorfbewohnern vertrieben und die Kirche ging in den Besitz der Gemeinde über. Die im 14. Jh. errichtete dreischiffige Basilika ohne Turm war ursprünglich von einem Bering mit zwei Wehrtürmen samt Wehrgang umgeben. Was sie heutzutage von anderen Dorfkirchen unterscheidet, ist die reiche Ornamentik und Bauplastik: das Trichterportal im Westen, die von Säulen und Pilastern mit Kapitellen getragenen Rippen der Gewölbe, die mit Masken versehenen Gewölbescheitel und die verschiedenartig dekorierten Maßwerkfenster. Der doppelte Triumphbogen ist ein Anzeichen dafür, dass hier ursprünglich der Bau eines Turms geplant war.
Ort
Bevor Reichesdorf zu einer der wohlhabendsten Gemeinden des Mediascher Stuhls wurde, war die Gegend rund um die Siedlung naturbelassen und sumpfig. Zwischen Schilf und Weidengestrüpp hatten wilde Tiere die Oberhand. In Erinnerung an diese Zeiten wurde das Ortswappen gestaltet, welches eines der elegantesten von Siebenbürgen ist. Es zeigt einen graziösen Reiher in einem unendlichen See. Über dem See öffnet sich ein roter Himmel, der vom Morgenstern dominiert wird.
Schreitvögel erscheinen oft auf europäischen Ortswappen, was auf die Allegorie des Pelikans zurückzuführen ist. Als Sinnbild Jesu ist dieser Vogel Teil der christlichen Ikonografie und wird schon in dem Physiologus, einer frühchristlichen Naturlehre, beschrieben. Auch in der Reichesdorfer Kirche wird ihm ein Ehrenplatz zuteil: Die beiden Schlusssteine auf dem Hauptchorgewölbe tragen das Abbild Christi sowie einen Pelikan. Neben diesen Kunstwerken ist die Kirche mit zahlreichen weiteren Skulpturen verziert.