Reußen / Ruşi / Rüsz

Das Gebiet, auf dem heute die Reußener Kirchenburg steht, war dem in der katholischen Zeit errichteten Vorgängergebäude nicht gnädig. Es stürzte 1636 ein und wurde durch eine neue Kirche ersetzt, die ihrerseits 1780 einstürzte. Dennoch trägt dieser unsichere Boden seinen Teil zur Berühmtheit des heutigen, 1782 errichteten Gotteshauses bei. Der Kirchturm, ähnlich dem wohlbekannten Turm von Pisa, neigt sich fast 1,50 m aus der Vertikalen. Die Saalkirche verfügt über einen polygonal abschließenden, quadratischen Chor. Die Innenausstattung entstammt unterschiedlichen Zeiten, vom Barock bis zum Klassizismus: Der Altar ist von 1641, der Kanzelbaldachin von 1764 und die Orgel aus dem Jahr 1805. 1785 bemalte Daniel Knobloch die Tafeln der Emporen mit Heiligenbildern und der Darstellung des Ortswappens, das von zwei in traditioneller Reußener Tracht gekleideten Männern gehalten wird.

Ort

Die Berühmtheit der italienischen Stadt Pisa hat Reußen bisher nicht erlangt, obwohl der Kirchturm des Dorfes schiefer steht als der bekannte Turm von Pisa. Dass der Turm von Reußen in Zukunft umfällt, ist nicht zu erwarten, obwohl er sich bereits seit Mitte des 19. Jh. in Schräglage befindet. Im Jahr 1858 war ein Erdrutsch der Grund für die Neigung. Dank seiner festen Basis und des starken Mauerwerks fiel der Turm nicht ein und verharrt seitdem weitestgehend in seiner Lage. 1968 wurden Konsolidierungsarbeiten durchgeführt, die den Turm langfristig absichern sollen. Heute beträgt die Neigung 1,45 Meter aus der Vertikalen.

Der im 18. Jh. errichtete Reußener Kirchturm hat eine vergleichsweise junge Geschichte, wenn man an das älteste Haus im Dorf denkt. Es wurde im Jahr 1585 erbaut und widerstand seitdem Durchzügen von Tataren, Angriffen von Kosaken und Invasionen von Türken. Es wird sogar angenommen, dass der Ort während der Kuruzenkriege sieben Jahre lang wüst stand. Der Legende nach wurde er zu dieser Zeit nur von einem treuen Hund bewacht.

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