Die imposante Stadtpfarrkirche in der Oberstadt ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild das Ergebnis mehrerer Umbauphasen. Die erste an der Stadtmauer gelegene romanische Kirche wurde Mitte des 14. Jh. abgebrochen. Der folgende gotische Bau trug in seiner Dimension der stetig wachsenden Bevölkerung und der Bedeutung der Stadt Rechnung. Chor, Querhaus und das Sockelgeschoss des westlichen Turmes waren 1371 vollendet, die Arbeiten am basilikalen Langhaus wurden nach einer Unterbrechung erst 1445 abgeschlossen. Ab 1448 wurde das Langhaus, den Turm einschließend, mit einer offenen Vorhalle nach Westen verlängert. Ende des 15. Jh. wurde das Langhaus auf der Südseite zur Hallenkirche umgebaut, die so entstandene Empore erhielt ein spätgotisches Netzgewölbe. Der 73 Meter hohe Turm wurde mit seinem markanten Turmhelm bereits 1494 fertiggestellt. Abschließend wurde das nördliche Querhaus verlängert und auf der Südseite wurden eine Vorhalle als Eingang und der Treppenaufgang zum Turm errichtet. Die auffällige mehrfarbige Eindeckung des Daches erhielt das Bauwerk im 16. Jh. Der Innenraum wird dominiert von den hohen Pfeilern und dem gotischen Kreuzrippengewölbe im Mittelschiff sowie dem lichtdurchfluteten Chor. Um 1900 wurde der Innenputz fast vollständig entfernt, sodass sich von der einstigen Ausmalung nur im Chor ein einziges Gemälde mit der Darstellung der Kreuzigung erhalten hat. Im Innenraum findet sich, vor allem in der Ferula, der westlichen Vorhalle, eine Sammlung von Epitaphien bedeutender Hermannstädter Bürger aus der Renaissance.
Im Rahmen eines über die EU finanzierten Projektes wurden an der Hermannstädter Stadtpfarrkirche im Zeitraum 2014-2020 umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Details dazu finden Sie hier.
Ort
Von Beginn an war Hermannstadt das Zentrum des christlichen Lebens in Siebenbürgen. Nicht umsonst trägt die Stadt den Beinamen „Stadt der Kirchen“ und wurde von Papst Eugen IV. einst als „der gesamten Christenheit schirmendes Bollwerk“ beschrieben. Allein im Stadtzentrum sind zahlreiche sakrale Bauwerke zu besichtigen, die in den Baustilen verschiedener Kunstepochen errichtet wurden. Das Markanteste unter ihnen ist die evangelische Stadtpfarrkirche, die das Zentrum des religiösen und politischen Lebens der Siebenbürger Sachsen bildet. Sie ist mit einer Turmhöhe von 73,30 Metern das zweit höchste mittelalterliche Gebäude Rumäniens. Die ursprünglich vorreformatorische Kirche wurde ab 1448 errichtet. Ihre sieben Satteldächer symbolisieren die „sieben Stühle“, einst die Verwaltungsgliederung der deutschen Siedler. Das gesamte Gebäude ist ein gewaltiges Kunstwerk und bewahrt zwischen seinen Mauern unzählige Schätze, wie zum Beispiel das Ensemble von Epitaphien und Grabsteinen wichtiger Persönlichkeiten. Die Orgel ist das größte Musikinstrument Siebenbürgens. Das bronzene Taufbecken entstand einst auf legendäre Weise aus einer osmanischen Kanone.