Aus der um 1260 erbauten romanischen Pfeilerbasilika ging ab 1496 durch Erhöhung der Seitenschiffe eine Hallenkirche hervor. Von dem ursprünglichen Gebäude sind noch der Turm, der heute in das Dach integriert ist, und die Kirchenmauern erhalten. Im Dachraum der Seitenschiffe sind noch die romanischen runden Obergadenfenster erkennbar, die 1783 durch Einbau des Gewölbes im Mittelschiff verdeckt wurden. In dieser Zeit wurde auch der Chor verlängert und der Innenraum mit toskanischen Säulenpaaren am Triumphbogen und an den Wandvorlagen dekoriert. Auch die Ausstattung stammt aus dem 18. Jh. Der Bering, der einen Torturm besitzt, wurde vom 13. bis 15. Jh. erbaut. Seine Innenseite ist fast vollständig mit massiven zweigeschossigen Wohn- und Vorratskammern bebaut, hinter denen der Wehrgang verläuft. Das Pultdach der Kammern ist weit vorgezogen, um den bis heute hier aufgestellten Kornkästen der Dorfbewohner Schutz zu bieten.
Ort
In der hellen Morgensonne erweckt das gepflegte Dorf Reußmarkt nicht den Anschein eines mythischen Ortes. Jedoch könnte die Kirche, an deren Bering sich einige der am besten erhaltenen Vorratskammern Siebenbürgens befinden, sprechen, wüsste sie zahlreiche Sagen und Legenden über Reußmarkt zu berichten. So heißt es, dass hier vor langer Zeit ein hässliches Mädchen lebte. Als es zum ersten Mal sein Gesicht im Wasserspiegel sah, fing es bitterlich zu weinen an. Von diesem Schmerz tief gerührt, soll sich Gott erbarmt haben und schuf für sie die weiße Lilie. Die Blüten umhüllten das Mädchen mit atemberaubendem Duft: Es vergaß seine Sorgen und blickte von nun an glücklich in den Wasserspiegel. Ein Wunder war geschehen: Zwar hatten sich die Gesichtszüge des Mädchens nicht verändert, aber durch ihre Herzensfreude war sie so schön wie kaum eine andere. Gott hatte die Lilie mit Liebe gesegnet und ihr Heilkraft verliehen.