Mitte Mai sollten eigentlich die Bauarbeiten zur Sicherung der Kirchenburg von Großlasseln (Kirchenbezirk Schässburg) beginnen. Doch aus Rücksichtnahme auf ein Storchenpärchen haben Stiftung Kirchenburgen, das zuständige Bezirkskonsistorium und die Kirchengemeinde beschlossen, mit dem Beginn der Maßnahmen noch zu warten.
Die versammelte Kommission staunte am 12. Mai 2021 nicht schlecht, als zum vereinbaren Ortstermin an der evangelischen Kirche von Großlasseln bereits zwei unangemeldete Gäste überpünktlich erschienen waren. Ein Storchenpaar hatte sich – reichlich spät – kurz vor der geplanten Baustelleneröffnung in dem Nest am Giebel der Kirche niedergelassen und wunderte sich sichtlich über die erschienenen Besucher. Bezirksdechant Stpfr. Dr. Bruno Fröhlich, Kurator Michael Homm, Pfarrer Johannes Halmen, Ecaterina Gál und Sebastian Bethge (Stiftung Kirchenburgen), Architekt Tudor Pavelescu und der beauftragte Bauunternehmer Cristian Buhazi waren sich rasch darüber einig, dass man die Präsenz der gefiederten Gesellen nicht einfach ignorieren kann.
Da die mittelalterliche, dreischiffige Basilika (13. Jahrhundert) mit Ausnahme des Glockenturmes bereits 1840 abgetragen und durch ein neues Kirchengebäude ersetzt worden ist, sind die aufgetretenen Schäden und Mängel nicht aussergewöhnlich schwer und den Umständen entsprechend leicht zu bewerkstelligen.
Grundsätzlich sind eine stückweise Reparatur der Dachdeckung, eine punktuelle Ausbesserung des Gebälks am Dachstuhl, vereinzelte Blecharbeiten am Giebel und Putzarbeiten in den betroffenen Abschitten zu erledigen. Am mittelalterlichen Glockenturm sind an manchen Stellen Ziegel nachzustecken und kleinere Reparaturen am Gebälk durchzuführen. Auch eine Sicherung des Turmaufganges ist geplant. Um die Arbeiten an den Holzverbindugen, vor allem an der schadhaften Dachkehle, wird sich Holzbauexperte Christian Rummel aus Reichesdorf kümmern. – Alles in allem handelt es sich bei dem Projekt um eine Investition von rund 10.000,- Euro, die aus dem Dächerprogramm-Budget der Stiftung Kirchenburgen beglichen wird.
Koordination mit Storchenschützern
Prinzipiell wurde der Beginn der Arbeiten nun auf Ende August vertagt. Bis dahin ist es üblich, dass die Störche Siebenbürgen wieder in Richtung Süden verlassen. Um jedoch allen Ansprüchen der Ornithologen und Tierschützer gerecht zu werden, pflegt Ecaterina Gál vom Team der Stiftung Kirchenburgen nun regelmäßigen Kontakt mit den Vertreterinnen und Vertretern des Vereines „Asociația Prietenii Berzelor“ (Verein der Storchenfreunde), der sich dem Schutz der Störche in der Region verschrieben hat. Allenfalls könnte mit den Arbeiten am Glockenturm schon zuvor begonnen werden – sofern die geflügelten Bewohner es zulassen. Welche Erkenntnisse auch immer die Beratungen mit den Storchenschützern bringen werden, eines steht fest: Auf jedenfalls soll das existierende Nest dann abgenommen, zwischengelagert und in seiner originalen Form nach Abschluss der Arbeiten auf einer speziellen Vorrichtung wieder platziert werden.
Ob das dann ausgebesserte Dach nicht nur bei den Denkmalpflegern sondern auch bei den Störchen auf Gegenliebe stößt, werden wir jedoch erst im Frühjahr 2022 erfahren, wenn die Zugvögel uns wieder besuchen!
Text und Bilder: Stefan Bichler