Ein Blick auf den Bogeschdorfer Altar
Bogeschdorf liegt im Zwischenkokelgebiet nördlich von Mediasch – das Dorf gehörte im 14. Jahrhundert als freie Königsbodengemeinde zum Mediascher Stuhl, danach zum Großkokeler Komitat und gehört heute zum Landkreis Muresch. Gegründet wurde das Dorf in der letzten Ansiedlungsperiode der Siebenbürger Sachsen, die in das 13. Jahrhundert fällt. Es war besonders für seinen erfolgreichen Weinbau bekannt.
In diesem Jahr wurde der Bogeschdorfer Altar 500 Jahre alt – ein Jubiläum, anlässlich dessen die Stiftung Kirchenburgen auf diese herausragende Sehenswürdigkeit hinweisen möchte: Der spätgotische Altar stammt aus dem Jahr 1518: Er ist somit vorreformatorisch und wird Johannes Stoß aus Schäßburg, dem Sohn des Nürnberger Bildhauers Veit Stoß zugeschrieben, der auch der Schöpfer des Marienaltars in Krakau aus dem Jahr 1489 ist. So bestehen speziell in der Farbgebung Parallelen zwischen beiden Altären. Der Bogeschdorfer ist zudem einer der besterhaltenen Altäre in Siebenbürgen.
Im geöffneten Zustand präsentiert der Altar drei Figuren: Die Heilige Katharina, Maria mit Jesuskind und die Heilige Magdalena. Die beiden Flügel zeigen die vier biblischen Szenen der Verkündigung, der Heimsuchung, der Geburt Jesu und der Marienanbetung. Geschlossen zeigt der Altar auf der Werktagsseite dem Bertachter 16 Heilige, die immer zu zweit abgebildet sind – obwohl sich nicht alle Abgebildeten getroffen haben können, da sie zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben. So können sich beispielsweise Papst Urbanus (222-230) und Bischof Nikolaus von Myra (gestorben 351) nicht begegnet sein. Die Predella vereint drei golden umrandete Bilder zu einem: Jesus, der aus dem geöffneten Grab tritt, steht im Zentrum. Links von ihm steht Maria als Mater Dolorosa, rechts der Jünger Johannes. Auch das prächtige, von fünf Türmen und zahlreichen Säulen gezierte, in die Höhe ragende Gesprenge ist sehr gut erhalten.
Weitere wertvolle Informationen und kuriose Einzelheiten über den Altar können der Festschrift „500 Jahre Bogeschdorfer Flügelaltar“ von Rolf Binder entnommen werden – sie beschreibt den Altar auf 40 Seiten im Detail: So kann sich der Leser hier über das „Antoniusschwein“, die Eule des Bogeschdorfer Chorgestühls oder über die Parallelen zum Isenheimer Altar informieren.
Fotos: Arne Franke, Berlin