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Der befestigte Glaube – Kirchenburgen in Siebenbürgen

tt jpg Foto 12-2 70x100 - Wurmloch 18-09-2017

 

Manchmal beginnt ein Projekt auf Umwegen, so dass selbst seine Urheber sich hinterher beinahe über sein Entstehen zu wundern scheinen. Das Interesse an Kirchenburgen reicht für Jürgen van Buer bis in die Jugend zurück. Damals hatte ihm eine Tante ein Buch über die Kirchenburgen Siebenbürgens geschenkt. Bei einer Reise nach Siebenbürgen entdeckte er als Erwachsener die Kirchenburgen wieder: Diesmal nicht nur in Buchform, sondern direkt und ursprünglich. In Dinkelsbühl, wo ein Teil der Bilder van Buers bereits 2014 gezeigt wurde, kam schließlich der Kontakt mit Josef Balazs zustande. Beide entschlossen sich zu einem gemeinsamen Projekt, einer Ausstellung über die Kirchenburgen und zu einem Ausstellungsband zum Thema.

Die Ausstellung, die ab Donnerstag, den 15. November 2018 unter dem Namen „Der befestigte Glaube – Kirchenburgen in Siebenbürgen (rum: Credința fortificată – Cetățile bisericești ale sașilor din Transilvania) im Teutsch-Haus zu sehen sein wird, zeigt die Fotografien Jürgen van Buers aus den Jahren 2014, 2015 und 2017. 39 Kirchenburgen hat er fotografiert. Sie sind ausschließlich in schwarz-weiß gehalten und bieten viele Außenansichten, aber auch zahlreiche Detailaufnahmen des Kulturerbes, das für Siebenbürgen so charakteristisch ist. Die Ausgestaltung in schwarz-weiß wurde bewusst gewählt: So richtet sich der Blick verstärkt auf Anordnungen und Strukturen im Inneren und Äußeren der Kirchenburgen. Diese würden sich in einer Farbfassung verlieren oder zumindest weniger zur Geltung kommen. Wichtig war dem Fotografen, den Weg des Besuchers nachzeichnen, der die Kirchenburgen Stück für Stück entdeckt und für sich erschließt. Die Bilder werden nun erstmalig in einem Großformat von 70 cm x 100 cm präsentiert.

Im Februar 2018 erschien der Ausstellungsband, der die Fotografien und fünf Texte rund um das Thema Kirchenburgen vereint. Der Band hat drei Teile: Der erste trägt den Titel „Nach-Spüren“ – in diesem geht zunächst Josef Balazs mit seinem Text „Transsilvanien und die Siebenbürger Sachsen – eine historische und geographische Merkwürdigkeit“ den Verknüpfungen zwischen Niedersachsen und Siebenbürgen nach; die Legende des Rattenfängers von Hameln spielt hier eine nicht unwesentliche Rolle. Der zweite Text stammt von Konrad Gündisch und beschreibt die historischen Zusammenhänge um die Kirchenburgen von ihren Ursprüngen bis zum Ende der Türkenkriege. Im Teil 2 des Bandes „Nach-Schauen“ werden die 260 Fotografien in 12 Bildepisoden präsentiert.tt jpg Foto 1-2 70x100 - Marktschelken 18-09-2017

Im 3. Teil, „Nach-Denken“, findet der Leser drei Beiträge: So erklärt Andreas Kohring, dass die Interpretation von Fotografien immer beim Betrachter liegt. Thomas Düllo schließlich greift die kulturwissenschaftliche Perspektive auf und geht auf die Kommunikations- und Interaktionsräume ein, die Fotografien den Betrachtern anbieten.

„Erstellt für das Erinnern“ heißt es im Einleitungstext des Ausstellungsbandes über die Fotografien, die sonst ganz alltäglich und nebenbei von Touristen, Besuchern und Interessierten gemacht werden – mit den schwarz-weiß Fotografien der Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen und dem dazugehörigen Ausstellungsband wird an dieses einzigartige Erbe auf besondere Art und Weise erinnert.

Die Vernissage zur Ausstellung „Der befestigte Glaube – Kirchenburgen in Siebenbürgen (Credinta fortificata – Cetatile bisericesti ale sasilor din Transsilvania)“ findet am Donnerstag, den 15. November 2018, um 17 Uhr im Teutsch-Haus statt. Die Ausstellung selbst wird noch bis zum 31.03.2019 zu sehen sein.

Text: Aurelia Brecht