Selbst vielen Kennern der Kirchenburgenlandschaft ist das versteckte Dorf Tarteln/Toarcla kaum ein Begriff, obwohl das Burgensemble spannende kulturhistorische Schätze birgt. Viele bezeichnen sie daher als “Kleinod bei Fogarasch”. Diesen Herbst hat sich die Stiftung Kirchenburgen des Erhalts dieses Baudenkmals angenommen.
Anfang November machte sich Sebastian Bethge (Stiftung Kirchenburgen) mit zwei Freiwilligen aus Gürteln auf, um sich gemeinsam mit vier lokalen Arbeitern der Kirchenburg von Tarteln zu widmen. Die Initiative ging auf einen siebenbürgisch-sächsischen Hausbesitzer aus dem Dorf zurück, der die Arbeiten sowohl finanziell als auch organisatorisch entscheidend unterstützt hat und nicht namentlich genannt werden möchte. Das Bild, das sich der Gruppe bot, war kein besonders erfreuliches: Durch jahrelange Vernachlässigung hatten Vegetation und Tierwelt begonnen, die Kirchenburg zurückzuerobern. Kaputte Fensterscheiben, deponierter Müll, bröckelnder Putz und nicht zuletzt fehlende Dachziegel hatten einen nicht nur unansehnlichen, sondern zum Teil auch gefährlichen Zustand geschaffen und die Nutzung der Kirche für Gottesdienste in den vergangenen Jahren verunmöglicht.
Aus ungenutzter Schule wird Lager für Baumaterial
Während einer Woche konnte das Team nicht nur notwendige Interventionen an der Dachdeckung und an der Lattung des Hauptschiffes, der Nebenschiffe und des Chorbereiches durchführen. Allein durch das Aufräumen von altem Bauschutt sowie die Sichtung und Ordnung von gelagerten Baumaterialien wurde ein freundlicherer und wieder begehbarer Zustand geschaffen. Ein Klassenzimmer in der direkt neben der Kirche gelegene ehemalige Schule wurde zum Lager für Baumaterial umfunktioniert. Auch Archivgut aus den Beständen der Kirchengemeinde, das in der Turmhalle gelagert war, konnte gesichtet und gerettet werden. Schließlich wurde auch der Kirchhof zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder gereinigt und gemäht. Um schwereren Schäden vorzubeugen, haben die Arbeiter und Freiwilligen auch die Dachrinnen gesäubert und im Dachstuhl des Kirchenschiffes Wartungsgänge für künftige Tätigkeiten angelegt. Die Gesamtkosten für den Arbeitseinsatz beliefen sich auf etwas über 10.000 Lei.
Für die Zukunft würde Sebastian Bethge vom Team der Stiftung Kirchenburgen sich mehrere größere Interventionen in Tarteln wünschen. “Sowohl am Hauptschiff wie an den Seitenschiffen, am Turm und über dem Chor wären größere Instandsetzungseingriffe erforderlich”, erklärt der Denkmalpfleger: “Dies würde zwar deutlich höhere Investitionen erforderlich machen, doch mittel- und langfristig wäre dieses Kleinod nur damit zu retten.” Die Stiftung hat daher einen Spendenaufruf für weitere Arbeiten an der Kirchenburg von Tarteln vorbereitet.
Die romanische Basilika von Tarteln ist der Heiligen Katharina geweiht und stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert. Um 1500 wurde die Kirche wehrhaft ausgebaut. Am Kirchturm befindet sich eine handwerklich außerordentlich interessante Wehrplattform aus dem 17. Jahrhundert. Von großer Bedeutung ist nicht zuletzt das romanische Westportal, das jenen von Freck, Holzmengen und Sakadat stark ähnelt.
Text und Fotos: Stefan Bichler