Das nördliche Tor Siebenbürgens
Als Handeszentrum und Außenposten des Königsbodens nahm Bistritz jahrhundertelang eine herausragende Stellung ein. Die urbane Architektur im Zentrum zeugt immer noch von dem seinerzeitigen Reichtum. Mit etwa 75.000 Einwohnern ist die Stadt bis zum heutigen Tag die unumstrittene nordsiebenbürgische Metropole. In Kürze wird sie wieder ganz im Zentrum der siebenbürgisch-sächsischen Kultur stehen.
Die Stadtgründung von Bistritz kann auf das Zwölfte Jahrhundert datiert werden. Die Ortschaft, die im Jahr 1353 das Marktrecht erhielt, profitierte enorm von ihrer günstigen Verkehrslage und entwickelte sich zu einer wichtigen Handeslmetropole. Tiefe Einschnitte in der Entwicklung erlebte die Stadt vor allem im Zwanzigsten Jahrhundert: Zwei Jahrzehnte nach dem Anschluss an das Rumänische Königreich wurde Nordsiebenbürgen von 1940 bis 1944 an Ungarn angeschlossen. Dadurch kam es in weiterer Folge zur Okkupation durch Hitlerdeutschland und 1944 zur „Evakuierung“ der deutschsprachigen Einwohner, von denen nur ein Teil in den Nachkriegsjahren wieder zurückkehrte. Heute zählt die evangelische Gemeinde etwa 250 Seelen. Unter der Administration des sozialdemokratischen Bürgermeisters Ovidiu Crețu erlebt Bistritz seit gut zehn Jahren wieder einen langsamen Aufschwung, einerseits durch Betriebsansiedelungen, nicht zuletzt aber auch als beliebtes touristisches Reiseziel.
Haupattraktion der Stadt ist die evangelische Stadtpfarrkirche im Zentrum von Bistritz. Sie wurde im 14. Jahrhundert am Standort eines älteren Vorgängerbaus errichtet. Auch an der Kirchenarchitektur ist die ökonomische Stärke der Gemeinde deutlich ersichtlich. Ausdruck des Übergangs von der Gotik zur Renaissance, ist der mit 75 Metern höchste Kirchturm des Landes. Kurz vor dem Abschluss von Renovierungsarbeiten wurde der Turm im Jahr 2008 durch einen Brand schwer beschädigt, konnte aber wieder aufgebaut werden. Seine Aussichtsplattform bietet Besuchern heute einen per Lift erschließbaren, unvergesslichen Ausblick auf die Stadt.
Unter dem Motto „Gemeinsam- Gedenken- Aufbauen“ organisiert das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) zusammen mit der Heimatortsgemeinschaft (HOG), dem Bistritzer Rathaus und der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) von 20. bis 22. September 2019 das 29. Sachsentreffen sowie das Treffen der Regionalgruppe Nordsiebenbürgen-Nösen des HOG-Verbandes. Im Rahmen dieses Festes wird im Bistritzer Stadtpark am Samstag zwischen 17 und 18 Uhr auch eine Gedenkveranstaltung zur Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen vor 75 Jahren stattfinden.