Kirchenburgen treffen Kirchenburgen

Wer sich mit dem Thema Kirchenburgen befasst, wird rasch lernen, dass es sie auch außerhalb Siebenbürgens gibt. Einige sind etwa in Deutschland, Österreich und Frankreich anzutreffen. Sogar auf den Philippinen wurden auf Veranlassung der spanischen Kolonialherren noch im 16. und 17. Jahrhundert Kirchenburgen gebaut.

Die Kirchenburg Ostheim aus der Vogelperspektive (Fotorechte: Herbert Meinunger, Mellrichstadt)

Ein besonders beeindruckendes Bauwerk kann in Ostheim vor der Rhön, im fränkisch-thüringisch-hessischen Grenzgebiet besucht werden. Die Stadtkirche St. Michael ist von zwei Ringmauern aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts umgeben und verfügt über insgesamt fünf Wehrtürme sowie sechs Basteien. Mit insgesamt mehr als 5.500 m² Grundfläche ist die Kirchenburg von Ostheim die größte und am besten erhaltene Kirchenburg in der Bundesrepublik Deutschland.

Austausch und Netzwerk

Am 8. März 2024 besuchte Philipp Harfmann, Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR), die fränkische Kirchenburg auf Einladung des Vereines der Freunde der Kirchenburg Ostheim. In ersten Gesprächen mit Udo Trabert, dem Ersten Vereinsvorsitzenden sowie Schriftführerin Maritta Waldsachs wurden Möglichkeiten der Kooperation bei gemeinsamen oder ähnlichen Herausforderungen erörtert.

Ähnlich wie in Siebenbürgen wurden die monumentalen Bauten ursprünglich als Abwehreinrichtungen gebaut. Sie erwiesen sich vor allem im Rahmen regionaler Auseinandersetzungen sowie zur Zeit der Hussitenkriege und des Dreißigjährigen Krieges als Schutzburgen für die Dorfbevölkerung. Gegenwärtig stellt der denkmalgerechte Erhalt der großen Anlagen – in Franken wie in Siebenbürgen – eine mitunter enorme administrative und finanzielle Herausforderung für die Verantwortlichen dar. Eine Vernetzung innerhalb der jeweiligen Regionen, aber auch international, so Philipp Harfmann, ist daher für die Kolleginnen und Kollegen in Ostheim ebenso wichtig wie für uns: “Beide Seiten streben eine engere Kooperation an. Ich freue mich darüber, denn eine solche Partnerschaft fördert nicht nur den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Ressourcen, sondern hilft uns auch dabei, gemeinsam das kulturelle Erbe zu schützen und zu erhalten.”

Eines der ersten Ergebnisse der siebenbürgisch-fränkischen Vernetzung wird voraussichtlich die Präsentation der Wanderausstellung Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen – Ein europäisches Kulturerbe in Ostheim vor der Rhön sein, die für die Zukunft geplant wird.

Text: Stefan Bichler