Anfang September 2022 besuchte eine wissenschaftliche Delegation des Västergötlands Museums aus Schweden die Stiftung Kirchenburgen. Die Besuchsreise ist ein weiterer Schritt zur Intensivierung der Kontakte zwischen den beiden Institutionen und könnte zu einer Kooperationsvereinbarung für die Zukunft führen.
Die schwedischen Gäste, die schon seit knapp zwanzig Jahren gute Beziehungen zur Stiftung Kirchenburgen pflegen, haben die Kooperation schon im Juni dieses Jahres auf eine formelle Ebene gehoben. Die Wanderausstellung Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen – Ein europäisches Kulturerbe wird derzeit in Skara, dem Heimatort des Västergötlands Museums gezeigt. Diese regionalhistorische Institution blickt bereits auf eine über hundertjährige Tradition im Bereich Denkmalpflege und Dokumentation zurück. Von 5. bis 9. September besuchten nun Museumsdirektorin Luitgard Löw und der Beauftragte für Bau und Antiquitäten Robin Gullbrandsson Siebenbürgen. Sein besonderes Interesse für Tragwerke, Dachstühle und Bauforschung hat Gullbrandsson seit 2004 schon wiederholt nach Siebenbürgen geführt, wodurch während der letzten Jahre auch die fachlichen Kontakte zum Team der Stiftung immer konkreter wurden.
Da der Kreis Hermannstadt eine Partnerschaft zur schwedischen Provinz Västra Götalands län pflegt, sieht Museumsdirektorin Löw gute Chancen, “über gemeinsame Kulturprojekte die Zusammenarbeit weiter zu vertiefen”. Bei einem Gespräch mit dem stellvertretenden Kreisratsvorsitzenden Marcel Constantin Luca (PNL) und der für die internationalen Beziehungen des Kreisrates zuständigen Doris Cristina Banciu wurden dementsprechend auch solche Möglichkeiten erörtert.
Intensives Besuchsprogramm
Das Hauptinteresse galt freilich den Kirchenburgen: Auf mehreren Tagesausflügen stellten Philipp Harfmann (Geschäftsführer) und Ruth István (Referentin für Fachtourismus) den Gästen Kirchenburgen, Projekte und Akteure vor. Die Reise führten zum Beispiel nach Hundertbücheln, Irmesch, Kirtsch, Martinsdorf, Eibesdorf, Michelsberg und Birthälm. Auch ein Besuch des ehemals östlichsten Zisterzienserklosters in Kerz stand auf dem Programm, befindet sich doch in Västra Götalands län das ehemals nördlichstes Gegenstück zu Kerz – die frühere Zisterzienserabtei Varnhem. Selbstverständlich waren auch ein Besuch des Landeskirchlichen Museums im Friedrich-Teutsch-Haus und eine Begegnung mit Gerhild Rudolf und Architektin Heidrun König Teil des reichhaltigen Besuchsprogrammes.
Für die Stiftung Kirchenburgen und das Västergötlands Museum ist der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung für die kommenden Jahre wünschenswert. Dabei sprechen beide Einrichtungen sich dafür aus, die klassischen Herausforderungen der Denkmalpflege mit aktuellen Fragen, wie etwa Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zu verbinden. Im Hinblick auf die Zukunft der Kirchenburgenlandschaft sind Löw und Harfmann sich einig: “Als europäisches Kulturerbe müssen die Kirchenburgen künftig noch enger mit ihren direkten Anwohnern und Nachbarn verbunden werden, unabhängig von deren religiöser oder ethnischer Gruppe.”
Text und Bilder: Stefan Bichler