Die Erkennung von baulichen Mängeln im frühesten Stadium ist entscheidend für den Erhalt historischer Bauwerke. Immer wieder ist es in der Vergangenheit passiert, dass Notinterventionen sprichwörtlich erst “Fünf nach Zwölf” durchgeführt wurden, weil kleine Risse, ein feuchter Fleck oder ein paar fehlende Dachziegeln viel zu spät entdeckt wurden. Dies soll sich nun ändern. Den Anfang machen zwei Kirchen im Zwischenkokelgebiet.
Im April diesen Jahres haben Sebastian Bethge vom Team der Stiftung Kirchenburgen und Restaurator Lóránd Kiss vom ARCUS-Verein aus Neumarkt am Mieresch (Târgu Mureș) ein Abkommen im Rahmen des neuen Kirchenburgen-Pflegeprogrammes für zwei Kirchenburgen im Zwischenkokelgebiet abgeschlossen. Der ARCUS-Verein ist durch vielen Freunden der Kirchenburgenlandschaft vor allem durch sein leidenschaftliches Engagement an der evangelischen Kirche von Felldorf bekannt, die über viele Jahre vernachlässigt wurde und in den vergangenen Jahren von eben diesem Verein und seinen Mitgliedern erfolgreich vor der völligen Zerstörung gerettet werden konnte.
Die evangelischen Kirchen von Irmesch und Maniersch, wo es – ähnlich wie in Felldorf – vor Ort keine oder kaum noch Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde gibt, werden sich nun in Zukunft ebenfalls regelmäßiger, fachmännischer Betreuung und Beobachtung erfreuen. Die Tätigkeiten umfassen sowohl die Erledigung kleinerer Reparaturen und Wartungsarbeiten, die Meldung größerer Mängel, als auch eine speziell auf historische Bauwerke maßgeschneiderte Protokollierung des baulichen Zustandes.
Rettung durch Spendengelder
“Es gab bereits Fälle, wo Gebäudeteile dauerhaft Schaden genommen haben, weil uns ein kleiner Mangel zu spät oder überhaupt nicht gemeldet wurde,” schildert Sebastian Bethge: “Früher fiel es des Menschen in der Gemeinde sofort auf, wenn sich etwa nach starkem Wind Dachziegel gelöst hatten und eine Öffnung des Kirchendaches enstanden war. In Gemeinden mit keinen oder sehr wenigen Mitgliedern ist dies heute kaum noch möglich.” Mit dem Pflegeprogramm setzt die Stiftung Kirchenburgen nun den ersten Schritt auf einem neuen Weg: Irmesch und Maniersch dienen als Pilotprojekte. Nach einer Evaluierung wird dann entschieden, inwiefern dieses Modell auch auf andere Kirchenburgen angewendet werden kann. Mit dem Kirchenburgen-Pflegeprogramm kann es in Zukunft möglich sein, unter sehr preiswerten Bedingungen Entscheidendes zu bewirken. Die Kosten belaufen sich pro Kirche und Jahr auf niedrige vierstellige Eurobeträge und werden zur Gänze aus Geldern der Stiftung Kirchenburgen getragen, die diese aus eingeworbenen Spenden lukriert hat.
Text und Fotos: Stefan Bichler