Es ist duster in der Speckkammer der Kirchenburg von Arbegen. Speck wird hier schon eine Weile nicht mehr gelagert, nur die nummerierten Haken an den Deckenbalken sind Zeugen jener Zeiten, als sich hier jede Familie im Dorf täglich ein Stück Speck abschneiden konnte – natürlich unter strenger Aufsicht und mit peniblem Stempelvermerk, damit auch nichts in falsche Hände geriet. Auch den Wänden sieht man die vorige Nutzung an: Das Salz, mit dem die Speckschwarten haltbar gemacht wurden, hat dem Gemäuer im Laufe der Jahrhunderte so zugesetzt, dass große Löcher entstanden sind und die Fenster nur noch mehr schlecht als recht von ihrer Einfassung am Platz gehalten werden.
Doch Salz ist nicht der einzige Feind der denkmalgeschützten Kirchenburgen: Ob von oben in Form von Regen oder von unten in Form von Bodenfeuchte – das Element Wasser macht Arbegen genau so viel zu schaffen.
Doch für Arbegen sieht die Zukunft gut aus: Es ist eines von drei Projekten, für die nicht nur die finanziellen Mittel zur Instandsetzung gesichert sind, sondern die auch von einer speziellen fachlichen Einbindung profitieren werden. In den letzten Monaten hat die HOG Arbegen eine beachtliche Summe von über €8.000 für Reparaturmaßnahmen sammeln können und zusätzlich wird eine Finanzierung des Amerikanischen Fonds für Kulturerhaltung (Ambassadors Fund for Cultural Preservation) eingesetzt. Die Stiftung Kirchenburgen konnte als wertvollen Kooperationspartner die Universität „Ion Mincu“ gewinnen und so werden unter Leitung von Professor Liviu Gligor ab nächstem Jahr mehrere Studierende des Studiengangs „Konservieren und Restaurieren“ der Fakultät für Architektur in Hermannstadt die drei baulichen Vorhaben in Arbegen, Denndorf und Hundertbücheln begleiten.
Darum, wie diese Projekte konkret umgesetzt werden können und welche Arbeit die Studierenden bald erwartet, geht es bei der heutigen Exkursion. Die Studenten lernen die Bauwerke und ihre Geschichte aus nächster Nähe kennen und werden von Liviu Gligor und Sebastian Bethge, Beauftragter für Denkmalpflege der Stiftung Kirchenburgen, an Detailfragen der Restauration herangeführt. Nach Arbegen geht es weiter in das nahe Schäßburg gelegene Denndorf. Hier treffen wir auf Uwe Hann, Gründer des Vereins „Asociatia Șapte Brazi“, der sich der Bewahrung der Kirchenburg angenommen hat. So unterschiedlich jede Kirchenburg architektonisch ist (hier in Denndorf tritt zum Beispiel der freistehende Kirchturm hervor), so unterschiedlich ist auch ihre jeweilige Einbindung in den Dorfkontext und die Zusammenarbeit mit Initiativen und Organisationen – auch dafür bekommen die Studenten auf dieser Exkursion ein Gespür.
Nach einer Kaffee- und Kuchenpause in der Kirchenburg von Trappold geht es zur letzten Station: Hundertbücheln. Wegen der einsetzenden Dämmerung müssen wir den Innenraum der Kirche mit Taschenlampen erkunden und es bleibt auch keine Zeit mehr, um den Turm zu besteigen und von dort die namensgebenden „hundert“ Hügel zu erspähen.
Ein langer Tag ist zu Ende und hat viele unterschiedliche Eindrücke hinterlassen. Eins ist sicher: Es kann viel getan werden! Umso schöner zu wissen, dass sich die Zusammenarbeit für beide Seiten lohnen wird – nicht nur für die Studierenden, die bald anhand der Kirchenburgenprojekte sicherlich wertvolle praktische Erfahrungen sammeln werden können.
Text: Muriel Wagner