Der schiefste Turm von Siebenbürgen
Zwischen Stolzenburg und Marktschelken liegt das kleine Dorf Reußen. Auf dem Weg von Mediasch nach Hermannstadt kann man hier von der Nationalstraße 14 den schiefsten Turm Siebenbürgens bewundern. Er liegt auf einer Anhöhe im Osten des Dorfes und bietet den Vorbeifahrenden ein „Pisa im Kleinen“.
Urkundlich erwähnt wurde das Dorf erstmals 1424. Der schlechte Untergrund führte schon im 17. Jahrhundert dazu, dass die Kirche einstürzte und eine neue Kirche gebaut wurde. Trotz vieler Mühen um das Gebäude stürzte diese im Jahr 1780 noch einmal ein und musste in den Folgejahren erneut aufgebaut werden. Die Kirche ist von einer Ringmauer umgeben, die ursprünglich mehrere Wehrtürme hatte; allerdings blieb nur der Glockenturm im Westen erhalten. Dieser Turm litt ebenfalls unter den unsicheren Bodenbedingungen und neigte sich im 19. Jahrhundert in Folge eines Erdrutschs nach Nordosten. 1858 attestierte der Ingenieur Karl Gärtner, dass der Glockenturm um 18 Grad geneigt war, jedoch keine Einsturzgefahr bestehe. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mussten zwei Betongürtel in den Turm eingezogen werden, um ihn zu stabilisieren. Auch in den 90er und 2000er Jahren wurden Instandsetzungsarbeiten am Turm erforderlich.
Trotz aller Widrigkeiten ist der Turm von Reußen, der nach Meinung einiger Experten schiefer als der Turm von Mediasch und auch schiefer als der Turm von Pisa ist, nicht einsturzgefährdet: er kann erklommen, die Kirche kann besichtigt werden.
Der Turm erfreut sich heute einer gewissen Popularität unter den Dorfbewohnern: Eine Gruppe Freiwilliger hat vor kurzem kleinere Arbeiten an der Kirchenburg und Aufräumarbeiten vorgenommen: Der „Clubul Cavalerilor Turnului“ hat sich die Pflege des Turms zum Programm gemacht und möchte die Kirchenburg für Besucher attraktiver machen.