Kirchenburgenlandschaft unter Dach und Fach

Dass sich unter den Kirchendächern oft großartige Schätze befinden, ist bekannt. Doch neben Altären, Taufbecken oder Wandmalereien bieten Siebenbürgens Kirchenburgen oft uralte und spektakuläre Dachwerke. Mit der Erforschung dieser mittelalterlichen Meisterwerke befassen sich nun Fachleute aus dem In- und Ausland.

Dachstuhl von Denndorf/Daia

Robin Gullbrandsson, der Beauftragte für Bau und Antiquitäten des Västergötlands Museums in Skara (Schweden) ist vielen Freundinnen und Freunden der Kirchenburgenlandschaft ein Begriff. Nicht zuletzt hat er im vergangenen Herbst mit Pfarrerin Angelika Beer an einem KirchenburgenGespräch zum Thema Burghüter auf Zeit teilgenommen. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich mit mittelalterlichen Dachkonstruktionen an Kirchen. In diesem Jahr wurde Gullbrandssons Linzenziatsarbeit über schwedische Dachwerke aus dem 12. und 13. Jahrhundert unter dem Titel “Hidden Carpentry. Investigations of Medieval Church Roofs in Västergötland and Northern Småland” veröffentlicht.

Uralten Geheimnissen auf der Spur

Robin Gullbrandsson

Derzeit befindet sich der Wissenschaftler wieder in Siebenbürgen, wo er Recherchen für eine geplante Publikation der Stiftung Kirchenburgen zu Dachwerken in der Kirchenburgenlandschaft betreibt. “Das älteste mir bisher bekannten Dachwerk an siebenbürgischen Kirchenburgen befindet sich in Malmkrog und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Doch auch in der Hermannstädter Stadtpfarrkirche konnte Teile der Dachkonstruktion in dendrochronologischen Analysen auf 1339 datiert werden”, erklärt Gullbrandsson. Bisher wurden noch keine Spuren gefunden, die bis ins 13. oder gar 12. Jahrhundert zurückreichen, doch der Experte ist zuversichtlich: “Ich kann mir gut vorstellen, dass die romanischen Basiliken noch die eine oder andere Überraschung bereithalten. Die Dendrochronologie ist in Siebenbürgen noch eine sehr junge Wissenschaft und vieles ist noch nicht grundlegend erforscht worden.”

Während seines zweiwöchigen Forschungsaufenthalts unternimmt Robin Gullbrandsson Ausfahrten zu einzelnen Kirchen und verbringt viel Zeit in den Archiven. Die nächste Siebenbürgenreise zeichnet sich aber bereits ab: “Wenn nicht in diesem, dann spätestens im nächsten Jahr”, freut sich der Schwede.

Text und Fotos: Stefan Bichler