Die „Coronazeit“ bedeutet für das Team der Stiftung Kirchenburgen keinesfalls Stillstand: auch Bauarbeiten konnten in den vergangenen Monaten angegangen und durchgeführt werden. In der Kirchengemeinde Reußen (Kirchenbezirk Hermannstadt) wurden in der Zeitspanne von Mai bis August 2020 wichtige Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten umgesetzt.
Nach einer Anfrage des für die Gemeinde Reußen zuständigen Pfarrers Klaus Untch, begann Ecaterina Gál vom Team der Stiftung Kirchenburgen mit Unterstützung von Sebastian Bethge, mit den Koordinierungs- und Planungsarbeiten für die Sicherung der Kirchenburg von Reußen. Als zentral haben sich Probleme an der Dachdeckung sowie im Regenabwassersystem herausgestellt. Doch nicht nur Reparaturen am Dachstuhl, den Dachziegeln und Dachlatten wurden erledigt. Schädlicher, zementhaltiger Verputz wurden ebenso entfernt wie die eine Nivelierung des Geländes durchgeführt werden konnte. „Die überwiegende Mehrheit der Schäden an unseren Kirchen und Kirchenburgen kommen durch defekte Abwassersysteme oder Schäden an den Dächern zustande. Deswegen waren insbesondere die Dacharbeiten und die vorbildliche Lösung des Regenwasserabflusses durch eine unter dem Turm durchführende Rinne entscheidend“, erklärt Ecaterina Gál.
Mit einer Gesamtsummer von deutlich weniger als 20.000,- Euro konnten nun in Reussen in Zusammenarbeit mit vom Kulturministerium anerkannten Fachleuten und Experten diese wichtigen und dringenden Sicherungsarbeiten erledigt werden. Bei einer Begehung Mitte August 2020 konnten sich auch EKR-Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Bezirksdechant Hans-Georg Junesch, Pfarrer Klaus Untch und Gemeindekurator Andreas Hihn von der Qualität der von der Firma Horanca aus Eibesdorf durchgeführten Arbeiten überzeugen. Das unter der Leitung des Architekten Tudor Pavelescu durchgeführte Projekt wurde sogar in die Auswahl der „Biennale für Architektur und Architektur“ von Arhitectura.6 einbezogen. Hier werden die besten Architekturprojekte der letzten beiden Jahre aus den Kreisen Kronstadt, Covasna, Harghita, Mieresch, Hermannstadt und Vâlcea präsentiert.
Der „Schiefe Turm von Reußen“
Das evangelische Kirchgebäude im etwa 25 km nördlich von Hermannstadt gelegenen Reußen geht auf das Jahr 1636 zurück, als die Gemeinde am Standort einer vorreformatorischen, vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammenden und dem Heiligen Lukas geweihten Kirche, einen Neubau errichtete. Der markant schiefe, abseits vom Kirchenschiff stehende Turm stammt aus dem Jahr 1749. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts war er um 18 Grad geneigt. Nach einer Untersuchung durch Ing. Karl Gärtner (1858) gilt der Glockenturm von Reußen als stabil und daher nicht einsturzgefährdet. Trotzdem, so Sebastian Bethge von der Stiftung Kirchenburgen, ist eine regelmäßige Beobachtung der Statik des Turmes empfehlenswert.
Text und Fotos: Stefan Bichler