Seit Jahren befasst sich die Stiftung Kirchenburgen intensiv mit Konzepten der Nutzungserweiterung, um die historischen Kirchen und Festungen für die Zukunft zu öffnen. In diesem Jahr soll nun das erste “eigene” Projekt der Stiftung baulich umgesetzt werden: ein Nutzungsprojekt der Kirchenburg von Kirtsch für kulturtouristische Zwecke.
In der kleinen Ortschaft Kirtsch im Mediascher Kirchenbezirk wird derzeit intensiv an der Restaurierung des Torturmes, der Kapelle sowie des Glockenturmhauses gearbeitet. Die offizielle Baustelleneröffnung fand bereits kurz vor Weihnachten statt, jedoch wurde die Arbeit über die Feiertage zunächst eingestellt. Seit Anfang Januar geht es jedoch mit Arbeiten in den Innenbereichen der Gebäude weiter. Unter anderem sollen moderne sanitäre Anlagen installiert werden, um das Kirchenburgenensemble künftig zu einer einladenden Adresse für Kulturtouristen mit Ansprüchen umzugestalten.
Philipp Harfmann, Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, erklärt welche Rolle die Stiftung in diesem Zusammenhang spielt: “Neben einer stetig wachsenden Anzahl von Kooperationen mit Umnutzungspartnern an verschiedenen Orten in Siebenbürgen sind wir daran interessiert, auch ein eigenes Nutzungserweiterungsprojekt zu entwickeln. Auf diese Weise können wir ein weiteres Beispiel für die zahlreichen Möglichkeiten präsentieren, welche die Kirchenburgen in dieser Hinsicht bieten.”
Das Kirtscher Projekt kann im Rahmen einer Sonderförderung der Beauftragten der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) umgesetzt werden. Dank dieser Unterstützung und unter der fachkompetent dokumentierten und überwachten Umsetzung des Programms kann die Stiftung nun das lang geplante Projekt realisieren. Die Neuinterpretation religiöser Stätten in Siebenbürgen, wo es solche Konzepte, die in anderen Gegenden der Welt bereits seit längerem gang und gäbe sind, bisher kaum gibt, ist ein Thema, dem sich die Stiftung Kirchenburgen in den Jahren seit ihrer Gründung durch Fortbildungen und Netzwerkentwicklung fortlaufend widmet. Die praktische Umsetzung des Projektes wird das Team nun im Laufe des neuen Jahres 2023 beschäftigen.
Chance für ländliche Standorte
Weil sich die siebenbürgischen Kirchenburgen hauptsächlich in ruralen Gebieten befinden, wo herkömmliche Modelle der adaptiven Umnutzung (etwa als Konzertsaal, Bibliothek oder ähnliches) nur selten sinnvoll erscheinen, bietet sich eine verstärkte touristische Nutzung der Kirchenburgen an, die – wie zum Beispiel Kirtsch – seit den letzten Jahren von immer mehr geschichts- und kulturbegeisterten Reisenden entdeckt werden. “Als operative Partnerin vor Ort konnten wir die Kirtscher Lehrerin Dana Crișan gewinnen, die sich als Burghüterin seit vielen Jahren mit Leidenschaft und mit einem großen Verständnis der evangelischen, siebenbürgisch-sächsischen Kultur gleichermaßen um das Baudenkmal wie seine Besucher kümmert,” freut sich Ruth István, Tourismusreferentin im Stiftungsteam: “Wir sind überzeugt, dass das Projekt in Kirtsch ein Erfolg für alle Beteiligten werden kann und neue Maßstäbe im Umgang mit sakralen Denkmälern und derer erweiterten Nutzung und Zukunft setzten wird.“
Text: Stefan Bichler